Mein Lieblingsstück

S'Gheimnis überem Gletscher

Vorwort mit Inhaltsangabe
Dieses Volksstück beginnt eigentlich ganz harmlos, steigert sich aber
mit jeder Zeile unaufhörlich dem Höhepunkt entgegen. Direkt am Rande
eines Gletscherdorfes wohnt die Familie Moser mit ihrer Tochter. Eine
karge Alpweide, gerade gut genug für ihre Schafe und ein altes Bergrestaurant, das mehr einer Hütte gleicht, ist ihr Besitz. Aber trotzdem sind sie zufrieden und leben sorglos dahin. Bis zum Tage, da ihre ältere Tochter aus Amerika in die Heimat auf Besuch kommt. Kaum daheim, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Durch eine Erbschaft sehr reich geworden, könnte sie nun eigentlich ihren Eltern finanziell beistehen - doch dem ist leider nicht so - Ganz im Gegenteil. Sie bringt im friedlichen Gletscherdorf buchstäblich alles aus dem Lot. Die Eltern will sie zur Aufgabe ihrer geliebten Heimat bewegen. Der eigenen Schwester versucht sie aus Trotz und Eifersucht den Freund auszuspannen und dies sechs Wochen vor der Hochzeit. Den Eltern geht dieses Gebaren ganz gegen den Willen.
Es kommt schliesslich soweit, dass der Vater sein eigenes Kind vor
die Türe stellt. Doch just in diesem Moment nimmt alles unvermittelt
eine andere Wendung. Infolge Baufälligkeit und ungenügender sanitarischer Einrichtung, will der Lebensmittelinspektor den Betrieb der Familie Moser ab sofort schliessen. Zudem wird gleichzeitig noch eine grössere Hypothek gekündet. Die armen Leute wissen weder ein noch aus. Da wird sich die aufmüpfende Tochter plötzlich ihres Geldsegens bewusst. Natürlich nicht ohne Hintergedanken.
Sie besticht das Gesetzt und bezahlt die Hypothek. Einen geistig behinderten Schafhirt nutzt sie für eine gemeine und verwerfliche Tat aus. Alles scheint ihr recht, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Ohne Achselzucken baut die reiche Dame ein neues Gasthaus mit allem Drum und Dran. Die Eltern werden von ihrem Geld total überrollt. Sie können weder A noch B sagen. Nun steht auch ihrer vermeintlichen Liebe zum Freund ihrer Schwester nichts mehr im Wege. Schon bald wird Verlobung gefeiert, aber es will keine rechte Stimmung aufkommen. Die verlassene Braut sitzt mit tiefer Traurigkeit einsam und allein in einer Ecke. Als sie die Schmach nicht mehr erträgt, steht sie auf und schleicht unbemerkt Richtung Gletscher davon.
Doch einer alten und stummen Frau, die gleich neben Mosers wohnt, und schon seit vielen Jahren zum Gletscher starrt, ist die sich anbahnende Tragödie nicht entgangen. Sie schlägt Alarm. Eine dramatische Rettungsaktion beginnt. Die bedauernswerte Tochter kann vom Schlimmsten bewahrt werden. Dafür werden die Retter in einer anderen Sache fündig. Sie tragen einen Leichnam zu Tale, welcher seit vierzig Jahren in der eisigen Kälte des Gletscher geruht hat. Die alte Frau kennt ihn, denn sie hat auf ihn gewartet, fast ein ganzes Leben lang. Die Legende dieser Handlung ist, dass vor langer, langer Zeit irgendwo im weiten Gletscherfeld ein rätselhaftes Liebesdrama geschah, welches nun mit seinen Folgeerscheinungen ein anderes verhindert, das wiederum zur Aufklärung der schon bald vergessenen Geschichte beiträgt. So laufen zwei verschiedene Geschehen am Ende unerwartet zusammen. Wahrlich eine traurige Geschichte, könnte man glauben, wenn man diese Zeilen durchgeht. Dem ist aber nicht so, denn wie ein roter Faden, durchziehen Gestalten voller Witz und Charme den Inhalt dieser Tragödie, welche am Ende tief beglückend empfunden wird. Hier soll weder verurteilt, noch gerichtet, sondern Hass abgebaut und verziehen werden, sei es auch noch so schwer.
Dieses Stück ermöglicht theatralisch unbegrenzte Möglichkeiten. Zum
Beispiel Beleuchtung, Sprechstimme, Alphorn, Beetruf, Gesang und die
melodramatische Hintergrundmusik. Jene scheint mir besonders wichtig zur Abgrenzung zwischen traurig- und heiteren Szenen. Ev. mit Panflöte.
Die Angabe einiger Liedtitel soll als Hilfe verstanden sein. Sie dürfen
natürlich auch durch andere ersetzt oder ganz weggelassen werden, je
nach Stimmenmaterial der Akteure. Und nun wünsche ich allen, die sich für diese heiterernste Geschichte entschieden haben, schöne und angenehme Theaterstunden. Richtig angepackt, können sie zu einem einmaligen Leckerbissen werden.

Der Autor
Josef Brun


StartseiteDatenschutzImpressum